Herbst – Lyrik und Hoffnung (2020)

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Mit dem Rad durch den Herbst

Der Bedrückung erfolgreich entweichen

Man kann versuchen, dem Herbst Gutes abzugewinnen, so viel und so oft man will – ach, die schönen Farben – auch der Herbst hat noch seine schönen Seiten – und so weiter, und so fort – man kann es versuchen, doch trägt er etwas endliches in sich, dieser Herbst. Das Ende eines Zyklus, der unserem Leben gleicht, die Geburt, die Reife und das Ende. Die meisten Menschen sterben im November.
Er trägt etwas melancholisches in sich, der Herbst, etwas das auch in der Lyrik seinen Widerhall findet:

Der Herbst

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Dem Herbst ein Schippchen schlagen

… mit dem Rad, solange das Wetter noch einigermaßen mitspielt. Unsere Stadt und deren Erholung bietende Umgebung liefert genügend Ziele, um den dumpfen Gedanken für ein paar Stunden zu entweichen. Gerade jetzt, wo eine Pandemie zunehmend unsere so gewohnte Freiheit einzuschränken droht und keiner wirklich weiß, wohin die Reise führen wird. Ursprünglich war ein anderer Kurs geplant, doch die Feldwege waren nach dem Regen der letzten Tage zu aufgeweicht, also entschloss ich mich zu einem: amazonvideo

Rundkurs im Herbst über den Steiger am Reformationstag

Es gibt eine Reihe schöner Rundkurse um Erfurt herum, drei davon vorgestellt an drei Tage auf dem Erfurter Rad-Rad (Tag 1 | Tag 2 | Tag 3). Dieser sollte nicht zu lang werden, außerdem wollte ich den Nachmittag abwarten. Der Wetterbericht hatte die Öffnung der Wolkendecke vorausgesagt und ein von der Herbstsonne durchfluteter Wald bietet besonders schöne Motive. Doch die Realität lehrt wieder einmal eins: verlasse dich auf alles, nur nicht auf den Wetterbericht.

Der Blosenburghang

Will man hinauf in den Steiger und kommt, wie ich aus dem Südosten, so bietet der Blosenburghang (Bild oben links – alle Bilder zum Vergrößern anklicken) einen der kürzesten (aber auch einen der steilsten) Aufstiege. Erfurter kennen den Weg, für Nicht-Erfurter: Haltestelle Blücherstraße über den Muldenweg.

Urgeschichtliche Wallanlage

Die Blosenburg, in der Erfurter Stadtgeschichte als urgeschichtliche Wallanlage beschrieben, zurück bis in die Bronzezeit um 1.800 Jahre v. Chr., als Fliehburg genutzt. Der Hang zeigt allein in eine Richtung, was wenn der Feind von oben, vom Plateau her kam? Vielleicht auch Kult- oder Richtstätte, doch wer weiß das schon so ganz genau? amazon_audible

Quer durch den Steigerwald

Für den mühevollen Aufstieg über den Roten Stein wird man mit einer der schönsten Aussichten, die die Stadt zu bieten hat, vor der ehemaligen Steiger-Kaserne belohnt. Eine erste Rast nach dem Aufstieg, bevor es „Am Tannenwäldchen“ weitergeht. Vorbei am Bismarckturm und am Lutherpark, der an diesem Tag einer besonderen Symbolik nicht entbehrt.
Ich hatte mir den Lehrpfad ausgewählt über den man schließlich an der „Silberhütte“ das Stadtgebiet erreicht.

Einfach bergab durch den Herbst

Für Ortsfremde, die sich weniger gut auskennen und nicht über ein Navi verfügen: man muss einfach nur bergab gehen, resp. fahren, irgendwann werden die ersten Dächer der Stadt sichtbar.

Ja, in der Tat ist es so, der Herbst bietet eine Fülle von Farben und der Wald trägt etwas unheimliches in sich, etwas rätselhaftes, geheimnisvolles, bleibt man hie und da stehen, um hinein zu schauen in das Dickicht.

Luisenpark muss sein, auch im Herbst

Verhält man sich leise, bekommt man hin und wieder ein Stück Wild zu sehen. An diesem Tag allerdings nicht, die Waldwege waren zu belebt.
Eine Rückfahrt aus dem Erfurter Süden ins Stadtgebiet, ohne den Luisenpark zu durchqueren, undenkbar. Trinkflaschen auffüllen am Dreiquellen-Brunnen gehört dazu. Unterhalb der Brücke zwei Fliegenfischer, die sich allerdings nicht besonders waidgerecht bewegten. Ich glaube kaum, dass die was gefangen haben.

Der Herbst des Lebens

Und wenn Sie bereits in dem Alter angekommen sind, im Herbst des Lebens, dem Alter, von dem an man gelegentlich an die Zeit „danach“ denkt, falls Sie nicht gläubig sind, dann kann ich Ihnen nur den nachfolgenden Artikel empfehlen>>>


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Mit dem Thema Leben und Tod beschäftigt sich auch mein vielleicht letzter Roman:

2021 – Leseprobe

26. November 2019

Piepsende Geräte, Schläuche, ein Galgen über dem Bett, brennender Druck in der Blase, Wachstation.
„Wo bin ich?“ Eine Schwester: „Sie haben einen Schlaganfall erlitten …“
„Flinke Finken picken im dichten Fichtendickicht …“, er spricht den Spruch mehrmals nacheinander. Normalerweise verspricht man sich spätestens beim dritten Mal: flinke Pinken ficken … und so weiter.
„Haben sie schon jemals einen Schlaganfallpatienten erlebt, der diesen Spruch fehlerfrei aufsagen kann?“ Die Schwester lächelt …
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Ich bin die Päpstin

„Ich habe brennenden Druck in der Blase.“
„Ihre Harnröhre hat sich nach dem Schlaganfall verkrampft, ich muss ihnen einen Katheter legen.“ Schon wieder Katheter, das Wort kann er nicht mehr hören.
„Ich hatte keinen Schlaganfall und ich brauche keinen Katheter.“ Mälzer erinnert sich mit Bange an einen Hodenabstrich, der liegt sechsundvierzig Jahre zurück, so etwa vergisst man nie im Leben.
„Und ich bin die Päpstin …“, die Schwester lächelt besänftigend wie eine Madonna. „Doch sie brauchen dringend einen, sonst werden die Schmerzen unerträglich.“

Mit Eier streicheln wärs perfekt

2021_roman_frank_c_mey„Ich möchte einen verantwortlichen Arzt sprechen, sofort, ich bestehe darauf!“
„Ich sage der Stationsärztin Bescheid, gedulden sie sich bitte.“
Kurz darauf schlägt jemand die Bettdecke zurück. „Bekommen sie keinen Schreck, es kann ein wenig brennen …“ Eine angenehm weiche Hand, die seinen Penis hält. Mit Eier streicheln wärs perfekt, vergiss den Drecks Katheter, denk er bei sich, es gibt sogar schöne Momente auf Wachstationen. Das angekündigte Brennen, ein Ruckeln, drin.

Notfallversorgung spült Geld in die Kassen

„So schnell war ich bisher nie drin …“, die Schwester lacht herzhaft auf seine Worte hin, es gibt auch schöne Momente auf Wachstationen.
Ihm fällt ein Artikel ein, den er wenige Wochen zuvor in einem Polit-Magazin las, Überschrift: „Der gnadenlose Kampf um Anerkennung als regionales Notfallzentrum.“ Wer ist der Beste, wer der Schnellste, Notfallversorgung spült Geld in die Kassen. Der Patient hat keine Wahl, sofern er überhaupt in der Lage ist, eine solche zu treffen. Von unlauteren Methoden war die Rede.

Skandaljournalismus

Hätte der Artikel in der „BLÖD“ gestanden, er hätte es für ein Gerücht gehalten, Skandaljournalismus, doch es handelte sich um ein seriöses Magazin. Seriös, was ist schon seriös in dieser Zeit? Da runzelt man bloß müde das Arschloch. Krankenhäuser sollten seriös sein, die von keinem als dem Leser selbst kontrollierte Journaille ebenso. Doch wenn es ums liebe Geld geht, hört die Freundschaft auf, liebe Leser*innen, und es geht um Geld, um viel Geld, nicht allein im Medizingeschäft.

Jagd nach Platzierungen in Suchmaschinen

Die Journaille, von rückläufiger Nachfrage nach Printmedien gebeutelt, flieht ins Internet. Dahin wo eine Nation, die, so will man bisweilen meinen, zunehmend aus Vollpfosten besteht, lieber alles und nichts wissenden Pseudowissenschaftlern und Influencern folgt, weils nix kostet, als drei Cent fünfzig täglich für ein Zeitungsabo auszugeben. Und weil das so ist, jagt man nach Platzierungen in Suchmaschinen, und sei die Schlagzeile noch so reißerisch unseriös.


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Mariechen pisst sich ein

Überschrift 1: „Riesenasteroid rast auf die Erde zu!“ Mariechen pisst sich vor Angst gleich ein und kommt erst gar nicht auf die Idee, weiter zu lesen als bis zum ersten Werbeblock. Da werden ihr die saugfähigsten Slip-Einlagen angeboten, wie für sie gemacht. Ach wie ist die Welt schlimm geworden und früher war doch alles besser. Bei dn Gommunischtn hätts das nich gegähmn.
Für den, der weiterliest, folgt nach der zweiten Überschrift der zweite Werbeblock, nach der dritten der nächste.

Seriöser Journalismus?

Ganz am Ende, das überhaupt zu finden man viel Geduld benötigt, nach fünf weiteren Anzeigen, die Auflösung: Entwarnung, der Asteroid fliegt sechs Millionen Kilometer an der Erde vorbei. Seriöser Journalismus? Darf man überhaupt noch etwas glauben? Lügenpresse nennen das die Anderen.
Dennoch glaubt er an das Gelesene, an den grenzenlosen Beschiss, vor dem selbst Krankenhäuser nicht zurückschrecken, um an unser aller Geld heran zu kommen. Ohne Moos nix los, hilft uns ja weiß Gott irgendwie …

Fischers Fritz fischt frische Fische

„Sie haben ein Problem?“ Eine junge Ärztin steht vor Mälzers Bett, keine Dreißig, ernste Miene. Hätte sie nicht ihr Preisschild, aus dem heraus man auf die Höhe des Monatsgehalts schließen kann, auf ihrer strammen Brust getragen, er hätte sie für eine Schwesternschülerin gehalten.
„Haben sie überhaupt schon ausgelernt?“, fragt er sie betont frech, anschließend spricht er den nächsten Spruch: „Fischers Fritz fischt frische Fische, frische Fische fischt Fischers Fritz.“

Gut gebaut mit ansehnlichen Brüsten

Hinter einem Lamellenvorhang, dessen näheren Sinn er erst jetzt begreift, lacht eine Frau.
„So viel zum Thema Schlaganfall“, spricht er in das betretene Schweigen der weiß bekittelten Person hinein, die wenigstens gut aussieht. Sie trägt den Kittel offen, darunter ein weißes T-Shirt über einer ebenso weißen Leinenhose. Weniger gutaussehend hätte er als Provokation empfunden. Gut gebaut mit ansehnlichen Brüsten, die er sich unbedeckt wünschte. Ausführliche Leseproben finden Sie hier>>>
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