Faust voller Hass geballt gen Moskau – 5.3.2022

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Applaus stoppt keine Panzer

Dennoch – 5.000 Erfurter ballten die Faust gen Moskau

Nicht die angebliche Kriegstreiberei der NATO ist an diesem Kriegsverbrechen schuld, das sich gerade abspielt, doch eine Schuld der NATO besteht darin, dass die Ukraine nicht schon lange Mitglied ist, und die Schuld einiger Regierungen das Westens, dass man Putin nicht schon viel eher die Faust zeigte …

Kontra Putin

Schockiert
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Der Held von Kiew

… und entsetzt, das würde ich gern voranstellen, war ich, als ich, kaum den Domplatz betreten, in Gesichter schauen musste, Gesichter von Menschen, die Parteien und Organisationen angehören, deren Anführer wie nicht wenige Mitglieder bis vor wenigen Tagen dem Mörder Putin noch das Wort geredet haben. Damit meine ich nicht allein das bedauernswerte Splittergrüppchen am Rande der Demo, eine Jugendgruppe der MLPD, sondern all die anderen, die Wölfe im Schafspelz.

Wölfe ohne Schafspelz

Doch die sprachen wenigstens das aus, was einige von den anderen, die ich allesamt kenne, in ihren Köpfen tragen. Sie verurteilen den Krieg, weil sie ja Antimilitaristen sind, ABER …:
Alles was wir jetzt erleben sei das Ergebnis jahrzehntelanger Kriegstreiberei der NATO, man habe doch Putin regelrecht in diese Rolle hineingedrängt. Ach so? Seltsame Logik. Wölfe ohne Schafspelz, die erkennt man wenigstens … amazonvideo

Symbolhaft

… steht er an diesem denkwürdigen Tag, der Neue Angerbrunnen in Erfurt, direkt vor dem Konsumtempel Anger 1. Die geballten Fäuste. Einst errichtet, lange vor der Wende, als Symbol der Kraft der Arbeiterklasse und ihrer Marxistisch-Leninistischen Partei, wie man es im Jargon der Zeit nannte. Nicht allein das, er sollte der Gegenpol zum Monumentalbrunnen am anderen Ende des Angers sein.

Debatten im Stadtrat
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Erfurt – Neuer Angerbrunnen

Nach der Wende gab es Debatten im Stadtrat, Abriss ja oder nein? Einige wollten dieses Symbol, diese Faust der überwundenen Macht mitten im Herzen der Stadt nicht mehr sehen. Zur Erinnerung, auch die berüchtigte Stasi hatte eine Faust in ihrem Wappen, eine Faust, darin ein Gewehr vor einer roten Fahne. Er blieb stehen, wie man sieht, heutzutage ein beliebter Treffpunkt.

Enttäuschung

… und Wut bei den Ukrainern, die ihre Fahne vor der Tribüne aufgerollt hatten. In den Händen einiger der oben zitierte Spruch: Applaus stoppt keine Panzer“. Recht haben sie, Putin wird sich davon nicht beeindrucken lassen, nicht von den Erfurter Demonstranten, ebenso wenig von den Hunderttausenden, die an diesem Tag allein in Deutschland demonstrierten oder von den Millionen weltweit. Aber es ist ein Signal, das hoffentlich andere in Russland zur Kenntnis bekommen.

Mehr Teilnehmer wären nötig

Man kann die Enttäuschung vieler Ukrainer verstehen, dass die Demokratien dieser Welt zusehen, wie ein Krieg, je länger er dauert, um so brutaler geführt wird, wie tagtäglich Menschen sterben. Nicht für eine gerechte Sache, sondern weil ein Diktator Angst davor hat, dass demokratische Entwicklungen in seiner Nachbarschaft auf seinen Machtbereich übergreifen. Und was die Faust betrifft, man hätte sich mehr Demonstranten gewünscht. 5.000, eher ein Fäustchen.

Sonntagsreden

Dann erscheinen sie wieder auf der Bühne, all die Sonntagsredner mit ihren tröstlichen Worten. Der Innenminister einer Partei, deren Führung sich schwertut, einen der größten Handlanger dieser Bande, die den Kreml beherrscht, endlich aus ihren Reihen auszuschließen, ein Mann, dessen Handeln bereits an Landesverrat grenzt, wie erst kürzlich ein Journalist treffend feststellte (inzwischen kommt wenigstens Bewegung hinein).

Was will die LINKE wirklich?

Der Chef der Staatskanzlei, dessen Partei seit Jahren keine Gelegenheit ausließ, um genau das eingangs erwähnte gebetsmühlenartig aufzusagen, Putin sei kein Täter, sondern er sei Opfer einer wachsenden Bedrohung durch die NATO. Man müsse sich doch wehren dürfen. Bei dem einen oder anderen Linken wird man den Eindruck nicht los, sie wünschten sich eine russische Besatzungsmacht zurück.
reportagen_aus_erfurt_und_thüringen_2016

Flüchtlinge

Gewiss, sie haben auch etwas Gutes mitzuteilen, die Sonntagsredner, man wird sich um die Flüchtlinge kümmern. Ja was denn sonst? Doch wenn das Reizwort „Flüchtlinge“ fällt, dann hört man schon erste Stimmen aus ebendenselben linken Reihen, man solle doch die Yachten, die man den Oligarchen wegnimmt, dazu nutzen, Flüchtlinge übers Mittelmeer zu transportieren. Genau das passt in Putins Kalkül, wie anderes. Wie auch die schwankende Haltung eines großen Teils der Politik, Protest allein genügt nicht.

Flüchtling ist nicht Flüchtling

Hier geht es um Frauen und Kinder, die aus der Ukraine kommen, bei denen, die über das Mittelmeer und andere Routen eindringen, sehe ich, und ich schaue sehr genau hin, überwiegend junge Männer. Kaum sind die ersten Ukrainer da, werden sie von bestimmten Politikern der linken Seite bereits instrumentalisiert, zu demselben Zwecke, den Putin verfolgt, die Demokratien zu destabilisieren. Und hier schließt sich der Kreis der „Putin-Versteher“.

Lange geplant

Faust_testfall_ukraine Dass der Krieg gegen die Ukraine nicht erst mit dem Überfall am 24. Februar diesen Jahres, auch nicht mit der Annexion der Krim begann, das habe ich bereits an anderer Stelle in diesem Blog geschrieben, falls Sie es lesen wollen>>>
Bereits im Mai des Jahres 2015 erschien mit dem Buch „Testfall Ukraine“ (hier in diesem Blog vorgestellt>>>) eine präzise Dokumentation der wahren Ziele Putins, an deren Umsetzung er bereits seit Jahren arbeitet. Schon diese Analyse entlarvt Putin als Kriegstreiber, doch kein Politiker des Westens schien das ernstgenommen zu haben.

Blindheit oder Ignoranz?

Stattdessen war man froh, preiswertes Gas und Öl aus Russland kaufen zu dürfen, als der Klimawandel schon mehr als sichtbar war. Und dies alles noch, nachdem auf Befehl dieses offenbar Größenwahnsinnigen die Krim annektiert, Städte wie Grosny oder Aleppo dem Erdboden gleichgemacht wurden, sich so genannte „Volksrepubliken“ für unabhängig erklärten, nicht weil die Menschen, die dort leben, das so wollten, sondern weil von Putin eingesetzte Statthalter mit Unterstützung Russlands die Menschen dort in Zwangshaft nahmen.

Die Faust kommt zu spät

Als all das bereits bekannt war, eröffnete man dennoch den politischen Korridor für eine zweite Erdgasleitung durch die Ostsee, die Putin noch reicher machen sollte als er schon ist. Nicht die angebliche Kriegstreiberei der NATO ist an diesem Kriegsverbrechen schuld, das sich gerade abspielt, doch eine Schuld der NATO besteht darin, dass die Ukraine nicht schon lange Mitglied ist, und die Schuld einiger Regierungen das Westens, dass man Putin nicht schon viel eher die Faust zeigte. Stattdessen aus Deutschland

Der Witz

… des Jahres, 5.000 Stahlhelme für die Ukraine, als schon klar ersichtlich war, dass Putin nicht 150.000 Mann nebst modernstem Kriegsgerät allein zum Friedens-Picknick rund um die Ukraine stationierte. Darauf konnte man nur mit Satire reagieren>>>
Obgleich es nicht zum Lachen ist. Als dann schon die russischen Panzer gen Kiew rollten, die plötzliche Kehrtwende, da sagte man Panzerfäuste und Stinger-Systeme zu.amazon_audible

Mehr Feigenblätter denn Hilfe

Stinger, ein System gegen tief fliegende Luftziele, vor allem Hubschrauber, kein Mittel, um die Lufthoheit der Russen auch nur annähernd anzukratzen, ebenfalls keine Faust, bestenfalls ein Fäustchen. Dasselbe trifft zu für die Lieferung veralteter sowjetischer Strela-Flugabwehrsysteme, eher ein Feigenblatt denn eine wirksame Hilfe.
Angst vor Vergeltung? Das Wort „Vergeltung“ ist eindeutig belegt, Synonym für einen Atomschlag. Wer die Ukraine unterstütze, müsse mit Vergeltung rechnen, O-Ton Putin.

Die Stimmen für mehr Härte werden immer lauter

Man will ihn nicht reizen. Wenn ein Tiger je einen Menschen gerissen hat, dann wird er, wie man in Indien sagt, zum Menschenfresser, dann wird er so lange gejagt, bis man ihn zur Strecke bringt. Putin wird sich, bringt man ihn nicht mit Mut(!) zur Strecke, ein Opfer nach dem anderen holen, ob man ihn reizt oder nicht. Erste Analysten neigen zu der Annahme, dass er nicht einmal davor zurückschrecken wird, in der Ukraine taktische Kernwaffen einzusetzen. Der Beschuss eines AKW war eine deutliche Ansage.

Kasparow

… Schachgroßmeister: „Das ist bereits der dritte Weltkrieg – Putin die Ukraine zerstören zu lassen, ist ein moralisches Desaster. Je länger die Nato zögert, den Völkermord des russischen Präsidenten zu stoppen, desto höher wird der Preis sein“ (Welt, 6.3.22). 7.000 russische Wissenschaftler fordern Putin auf, den Krieg zu beenden, in den Reihen russischer Oligarchen beginnt es zu rumoren. Es fällt schwer, daran zu glauben, Putin würde im Falle des Eingreifens der NATO einen Weltbrand auslösen, er droht, mehr nicht.

Man sollte ihm mehr die Faust zeigen, anstatt sich abzuducken

 

Beeindruckend

… die emotionale Rede Ilona Mamiyevas vom Verein Ukrainischer Landsleute in Thüringen, die den Bogen zog vom Maidan, der Demokratischen Revolution in der Ukraine bis zur Gegenwart, von den Anstrengungen der Ukrainer beim Aufbau demokratischer Verhältnisse, von deren Opferbereitschaft. Und daher kann man wohl heute schon ein Fazit ziehen:

Egal wie dieser Krieg ausgehen wird

… er wird ein Fanal der Demokratie bleiben, ein Zeichen im erneuten Kampf der Kulturen, Demokratie gegen Autokratie, eröffnet von Autokraten, nicht von Demokraten. Und NEIN, Herr Oberbürgermeister, dieser Krieg ist nicht allein Putins Krieg, es ist der Krieg all derer, die ihn für richtig befinden. Bleibt zu hoffen, dass dies nicht die letzte Demo war und mehr noch die Faust gegen den Kreml erheben.

Eine Mutter

… zieht in den Krieg – Update 19.03.22
Ala, Krankenschwester, Ukrainerin, mit einem Deutschen verheiratet, eine erwachsene Tochter. Einen Tag nach Kriegsausbruch ging sie in die Ukraine um vor Ort zu helfen. Ehemann und Tochter organisieren Hilfslieferungen. Die ARD widmete dem mutigen Handeln einen Beitrag: „Meine Mama im Krieg“. Der Beitrag ist noch in der ARD-Mediathek verfügbar. Hier ein Ausschnitt:

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