Wutbürger 2022 – Nabelschau der Egoisten fatal dumm

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Die Karawane der Demonstrations-Touristen in Erfurt – 12.11.2022

Eine Gegendemo, wie sie Erfurt selten sah gegen den Auflauf der selbst ernannten Wutbürger

Wutbürger, Schwurbler, Verschwörungstheoretiker oder einfach nur dumm – manchmal weiß man das nicht mehr so ganz genau …

Wutbürger

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Mini-Karawane der Impfgegner in Erfurt

… so nennen sie sich selbst – „Wutbürger“ -, worauf sie eigentlich wütend sind, bleibt weitgehend im Dunkel. Wohnte man dem Auflauf in Erfurt am Thüringer Landtag mit anschließender Demo durch die Landeshauptstadt bei, so könnte man zu der Auffassung gelangen, ihre Wut beziehe sich in erster Linie darauf, das nur wenige ihren Aufrufen folgen. Zehntausend waren angemeldet, ein Redner behauptete gar, am 3. Oktober seien in Gera Fünfzehntausend auf der Straße gewesen (wahrscheinlich hat er alle Spaziergänger, die dank besten Wetters in Gera unterwegs waren, mitgezählt), gekommen sind Zweitausend (was ich im Übrigen für leicht übertrieben halte), Demonstrationstouristen, wie schon vor zwei Wochen das Häuflein Impfgegner auf dem Anger.

Hassprediger

… Verdreher einfachster Tatsachen zum Zwecke einer Propaganda, die an die niedrigsten Instinkte appelliert, könnte man sie nennen, allein schon an der Bühnen-Deko (Titelbild und Bild 1 der Fotostrecke) zu erkennen, „wollt ihr wirklich weiterhin Verbrechern dienen?“, gleich daneben „hier ist kein Platz für Hass“, während ein Eröffnungsredner die Anwesenden auffordert, „nicht mit der Lügenpresse zu reden“, die drehten ohnehin jedem das Wort im Munde herum. Vielleicht war er wütend darüber, dass gar kein Journalistenteam, das nach Interviews jagte, anwesend war, dieser Wutbürger. Kein Platz für Hass? Hier bei den Wutbürgern spricht der Hass aus jedem Plakat. amazonvideo

Es sind immer dieselben
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Ähnlichkeiten Zufall?

Wie ehrlich sie es doch meinen, liest man allein die Namen der Anmelder und Redner (Hauptredner am Ende ein gewisser Höcke), schaut man, wie sie sich geben und wen sie als die Ihren betrachten, die Wutbürger, so stellt man doch bedrückt gewisse Ähnlichkeiten fest.
Nein, wir sind keine Nazis, wenn man den Staat kritisiert, wird man sofort in die rechte Ecke gestellt, so und so ähnlich liest man es in den Netzwerken, in denen sich die Wutbürger so zahlreich versammeln. Schaut man in die Profile, schlägt einem fast stereotyp bei fast allen dasselbe Bild entgegen:

Fremdenfeindlichkeit – Leugnung von Corona – Trumpismus – Leugnung des Klimawandels

… und aktuell schließlich eine ungewöhnliche Zuneigung zu einem der größten Kriegsverbrecher, den die Welt je kannte.
„Unser Land zuerst“, Motto der Demo, durch die Stadt vorangetragen, das klingt nach Trump „Amerika first“ und nach Putins „russischer Erde“, ein überschaubares Häuflein bedauernswerter Egoisten, die nicht begreifen wollen, dass es kein Weiter so geben kann. Es gibt kein „unser Land zuerst“, die komplexen Probleme, die es auf dieser Erde zu lösen, zu überwinden gilt, lässt keinen Nationalismus mehr zu. Kein Land, sei es wirtschaftlich noch so stark, wird in der Lage sein, den Folgen des Klimawandels aus eigener Kraft zu entkommen, noch denselben überhaupt aufzuhalten.

Allen Grund, wütend zu sein

Aber sorry, liebe Wutbürger, es gibt ja gar keinen Klimawandel, die das behauten, sind dumm – Mainstream-Schwimmer, oder?
Dabei hätten diese Wutbürger tatsächlich allen Grund, wütend zu sein, hat doch gerade eines ihrer Idole bei den Midterms kräftig eines auf die Fresse bekommen, na ja, und der andere, der nach vierzehn Tagen spätestens in Kiew sein wollte, musste gerade wieder eine Niederlage einstecken. Die Demokratie in den USA hat gezeigt, wie stark sie im Lande verwurzelt ist, entgegen aller Unkenrufe und falscher Hoffnungen, dasselbe in der Ukraine, liebe Wutbürger, ja, ihr habt allen Grund, wütend zu sein. amazon_audible

Wer sind sie also

… diese besorgten Bürger, wie sie sich anfangs nannten, die Wutbürger, die sorgenvoll auf die Straße gingen, weil sie sich Sorgen machten um unser aller Wohl, das in Gefahr zu geraten drohte, weil verbrecherische Politiker unser Volkswohl mutwillig aufs Spiel setzen. Den Namen der Erfurter Dame, die die Veranstaltung anmeldete, die sich als Versammlungsleiterin vorstellte, habe ich leider vergessen, muss man den kennen? Jedenfalls verwies sie in ihren Eröffnungsworten auf diverse Verleumdungen seitens der „Lügenpresse“, ihre Person betreffend, wofür sie reichlich mit Applaus belohnt wurde.

Die Anderen sind schon etwas bekannter

Der Name ihres Stellvertreters, Christian Klar, wegen Volksverhetzung u. a. vorbestrafter Neonazi mit einem bereits sehr langen Register. Schauen wir weiter, Martin Kohlmann, mit „beeindruckender“ politischer Laufbahn, Rechtsanwalt, Chemnitz, Gründungsvorsitzender der Freien Sachsen, Ex-DSU-Mitglied, Ex-Mitglied der Republikaner und schließlich Jürgen Elsässer, Chefredakteur der Zeitschrift Compact. Der war einmal radikaler Linker, bevor er sein Mäntelchen in eine andere Richtung drehte.

Sage mir

… mit wem du gehst, und ich sage dir, wer du bist, ein altes Sprichwort mit aktueller Gültigkeit. Keiner der Teilnehmer an dieser wie an anderen Demos dieser Szene hat das Recht, für sich in Anspruch zu nehmen, er sei kein Neo-Nazi, angesichts der Veranstalter und der Wortführer, die diesen Aufläufen ihren Stempel aufdrücken. Kein Faschist oder Nazi zu sein, das mag man dem einen oder anderen unbescholtenen Teilnehmer an diesen Veranstaltungen sogar abnehmen, wenn es um die Bewertung der eigenen Person geht. Dass man damit aber Menschen die Klingelschilder poliert, denen das Los der Armen dieser Welt völlig egal ist, fällt überhaupt nicht auf, wenn man die einfachen Antworten für das eigene Los sucht.

Das war alles schon einmal da

Ähnliches musste dieses Land schon einmal erleben, der wilde Mob, der in der Nacht vom 9. zum 10. November 1938 jüdische Geschäfte plünderte und anzündete, trug auch keine Braunhemden und Nazibinden, das waren Bürger wie du und ich, Bürger wie die, die hier vor dem Landtag stehen, deren Gier und deren Egoismus sie zu willenlosen Werkzeugen der Nazis werden ließ. Damals waren es die Juden, heute sind es die Asylanten und Kriegsflüchtlinge, und auch wieder die Juden, dieses Mal nur in Verschwörungstheorien verpackt. Und die Trumpisten, die am 6. Januar 2021 das Capitol stürmten, das waren doch auch nur unbescholtene Bürger, oder?
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Und immer dieselben Parolen

Verdrehung der Tatsachen, schon fast symbolisch auf den Kopf gedreht, Bild 3 der Fotostrecke oben: „Warum gab es in der DDR keine Grünen? Weil Bildung Pflicht war …“ Da kommen sie wieder aus ihren Rattenlöchern, die Altstalinisten und Ex-Stasi-Leute, die inzwischen die Seiten gewechselt haben (ich kenne noch einige und lese, was die auf Facebook posten). In der DDR gab es keine Grünen, weil Umweltschützer, sobald sie die schützenden Mauern der Kirchen verließen, eingesperrt wurden. Oder auf einem Bild in der nächsten Strecke: „Sanktionen, wir zahlen, der Ami kassiert“. Kein Staat, nicht einmal die gesamte EU, gibt so viel aus für die Unterstützung der Ukraine wie die USA. Sie bemerken es nicht einmal, die Dummheit der Parolen, die Wutbürger.

Wutbürger – Demonstrationstouristen

Ein Häuflein, angesichts der Tatsache, dass ein großer Teil aus Sachsen und Ostthüringen angereist kam, demnächst Touristenbusse nach Leipzig, wie ein Redner mitteilte, eine Liste zum Eintragen läge bereit. Erfurt wurde, nach Gera zur „Miteinanderstadt“ erklärt, fragt sich doch, wer mit wem? Der Demagogie Schlusspunkt, der gewisse Herr Höcke, als Höhepunkt verkauft, der Schlussredner. Hetze gegen Ukraine-Flüchtlinge, sie bekämen mehr Geld als unsere Rentner und schließlich seien ja nur 20 % des Landes Kriegsgebiet. Ich empfehle dem Herrn 24 Stunden Luftschutzkeller in Lwiw, vielleicht zittert er dann genauso wie einst seine Vorbilder im Führerbunker. Auf diese Art „besorgter Bürger“ kann man gut verzichten.
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Gegendemo

Als ich gegen 15:30 Uhr auf dem Bahnhofsvorplatz erschien, traf mich fast der Schlag, angesichts der paar Grüppchen, die sich dort versammelt hatten. Sollte es wieder dasselbe Bild werden wie schon im Oktober 2015 während der so genannten Flüchtlingskrise, als die AfD den Domplatz beherrschte, während ein Grüppchen Gegendemonstranten aus dem aufgeklärten Bürgertum am Rand des abgesperrten Areals kaum auffiel? Das Video dazu können Sie hier sehen.
Doch die Sorge war unbegründet, bis gegen 16 Uhr füllte sich der Willy-Brandt-Platz und als die Gegendemo begann, hatte nicht allein ich den Eindruck, dass es mehr waren, als sich Wutbürger vor dem Landtag versammelt hatten.

Mehr Zivilgesellschaft

Der „schwarze Block“ der linken Jugend hatte nicht mehr die Dominanz wie früher, es waren sichtbar mehr Vertreter der Zivilgesellschaft, die an der Demo teilnahmen, eine Demo, die Teilnehmer dazu gewann, nachdem sie sich in Bewegung setzte. Dass die LINKE hier nach wie vor die Platzhoheit verteidigt, daran muss man sich wohl gewöhnen, dass ich nicht eine einzige SPD-Fahne wie auch keinen Lokal- oder Landespolitiker der SPD sah, daran mag ich mich nicht gewöhnen wollen, darum bin ich auch ausgetreten. Über Vertreter der CDU will ich erst gar nicht nachdenken, die hätte man vielleicht eher vor dem Landtag erwarten können. Und ob nun das ständige Skandieren von „Antifscista“ der Sache voll angemessen ist, mag wohl Geschmacksache bleiben.

Auch hier viele der gewohnten Parolen

Die Gegendemo angemeldet von der Landtagsabgeordneten Katharina König-Preuss (LINKE), ob sie auch die Sprecherin war, die die Demo begleitete, weiß ich nicht. Demagogie mit anderem Vorzeichen, nicht unbedingt vergleichbar mit den Gegnern am Landtag, den Wutbürgern, um das klar herauszustellen. Solidarität ist besser als Egoismus, die Frage ist lediglich, ob der Preis dieser Art von Solidarität, wie sie die LINKE fordert – Grenzen auf und rein, wer rein will! – überhaupt bezahlbar und für eine Gesellschaft verkraftbar ist. Das Wissen darum, das es so nicht geht, sollte man auch beim härtesten Linken voraussetzen und daher ist und bleibt es Demagogie. Zu den Kosten – „nehmt es den Reichen“, ist nicht die Lösung, wie wir alle schon erleben durften.


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Profitgier – Ursache für den Klimawandel

Undifferenzierte Kapitalismuskritik, die Konzerne, ach ja? Dabei hält Nachhaltigkeit Schritt für Schritt Einzug in die Vorstandsetagen vieler Konzerne, das geht eben nicht über Nacht, weil Wirtschaft komplexer ist als Ideologie. Die erforderliche Transformation ist nicht allein von Staaten = Steuerzahlern zu stemmen, das erfordert gewaltige Investitionen der Wirtschaft, die allein aus Gewinnen (sprich Profiten) finanziert werden können. Das hatte ich bereits in einer Kritik zu einem Buch einer der linken Ikonen angemerkt, eine Dame, die inzwischen sogar von der Rechten bejubelt wird, peinlich, wirklich peinlich. Und keine Silbe zum Ukrainekrieg, kein Wort zu diesen Flüchtlingen, damit hat eben auch die solidarische LINKE ihr Problem, nicht anders als die Wutbürger.

Fazit

Kröten schlucken, die Devise, zu Hause bleiben darf es nicht geben. Wer Verantwortung tragen will, muss Flagge zeigen, und wenn auch nicht alles schmeckt, auf den Antifa-Demos, so ist das Mitgehen immer noch die bessere Alternative. Man muss sich darüber im Klaren sein, von welcher Seite die größeren Gefahren für die Demokratie ausgehen, und so wie es momentan ausschaut, lauert die größere Gefahr auf der rechten Seite, das sind nicht mehr allein die Ränder. Dass der Kampf der Linken gegen AfD und Neonazis nicht allein dem Antifaschismus Rechnung trägt, sondern inzwischen auch ein Kampf ums eigene politische Überleben geworden ist, sollte dabei weniger wichtig sein als der Widerstand gegen die Wutbürger, in diesem Sinne …
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