ohne Risiko
Von: frankcmey 3. Mai 2021
Keine Stände, das lassen die Hygienekonzepte nicht zu. Zum Glück in diesem Falle, es gibt Covid-19, man muss also keine Ausreden mehr dafür bemühen, warum immer weniger Menschen die Nabelschau am Tag der Arbeit überhaupt noch zur Kenntnis nehmen …
Oh mein Gott, wie die Dinge doch an Bedeutung verlieren. Donnerstag – Wetterbericht, für Samstag heiter bis wolkig, kein Regen in Mitteldeutschland, da machst du die 500 km seit Saisonstart voll, dachte ich leise bei mir, Sonntagseinkauf auf dem Rückweg. Aber Moment mal, da war doch was, die Erleuchtung im letzten Moment – 1. Mai, Feiertag, die Läden geschlossen – Covid-19 verkleistert uns die Hirne, selbst der wichtigste Tag im Jahr für den Malocher gerät in Vergessenheit.
Im letzten Jahr fiel alles aus, da gab es auch keine Wahlen, dabei waren die Werte der Pandemie nach einem wirklich harten Lockdown besser als heute, sicher würde das in diesem Jahr nicht anders sein – denkste, Puppe.
Ach so, ja, Super-Wahljahr, da muss man Muskeln zeigen, scheiß auf Covid-19, schließlich gibt es doch Hygienekonzepte. Was war angesagt?
Autokorso der AfD, Verkehrschaos prognostiziert, Start 9 Uhr am GVZ. Nein, also, mitten in der Nacht aufstehen, auf das gemütliche, lange Frühstück verzichten, und das alles für die AfD? Vielleicht noch als interessierter Zaungast wahrgenommen? Nein, also, vielleicht erwischst du ja den Schwanz, wenn du gegen 10 los fährst, sagte ich mir, ich erwischte ihn nicht, darum gibt es auch kein Foto.
Außerdem war es schon kurz vor 11. Wie der MDR am Abend berichtete, gab es in der Weimarischen Straße eine Gegendemo, man wollte den Korso stoppen, die Polizei räumte auf, Häkchen daran. Also entschloss ich mich, der Kürze des Weges halber, zuerst einmal den Landtag anzusteuern, um zu schauen, was Covid-19 dort so zulässt.
Demo eines Vereins war angekündigt, welcher stand nicht im Text. Rot-Westen von Weitem, oho, mein erster Gedanke, hat Sahra Wagenknecht etwa den von ihr vor zwei Jahren initiierten Gelb-Westen-Abklatsch, der kräftig ins Seidenhöschen ging, in eine Rot-Westen-Bewegung umgewandelt? Nach ihrem letzten Buch kaum vorstellbar, da schreibt sie sich nun den ganzen Frust von der Seele, und ihre ehemaligen linken Kampfgenossen beißen vor lauter Wut in die Schreibtischkanten. Nein, die kann es nicht sein.
Kaum jemand kennt das Problem, weil die Wenigsten Direktversicherungen abgeschlossen haben. Die Einzahlung erfolgt aus versteuertem Geld, also vom Netto, die Auszahlung wird dennoch versteuert und mit Sozialabgaben belegt. Eingeführt im Zuge der Schröder-Agenda. Die weiteren Themen: Rentengerechtigkeit, Doppelbesteuerung der Renten und überhaupt, wir Rentner sind die Melkkühe der Nation, doppelt besteuert, doppelt beschissen. Wen Ziele und Inhalt des Vereins interessieren, kann sich gern auf der Web-Seite informieren, Zugang hier>>>
Die Empfänger kleiner Renten beziehen in der Regel Wohngeld oder Aufstockung und somit wird jeder Euro mehr Rente den Anspruch in gleicher Höhe reduzieren, die werden in die Röhre gucken. Um diese Leute kümmert sich die SPD ohnehin nicht mehr, um deren Stimmen kämpfen inzwischen AfD und LINKE. Und überhaupt, die Frage nach der Verfassungsmäßigkeit dieser Grundrente hat auch noch keiner gestellt, bemessen an den Beitragsjahren der Rentenkasse, gezahlt aus Steuermitteln. Steuern zahlen wir alle, also hätte jeder einen Anspruch. Ich hatte die Frage zumindest im Dezember 2019 schon einmal gestellt>>>AMP
Vielleicht nimmt sich ja eine der Chefdemagog*innen der LINKEn bald des Themas an, bevor Covid-19 uns alle hinwegrafft. Sollten Sie Interesse an Sahra Wagenknechts neustem Buch „Die Selbstgerechten“ haben, finden Sie das mit Klick auf den Titel links. Vielleicht werde ich es mir ebenfalls noch zu Gemüte ziehen und eine Rezension dazu schreiben, wie zu ihrem letzten Buch, die finden Sie hier>>>
Zu dumm, 2022 ist kein Schaltjahr, da fällt der 1. Mai sogar auf einen Sonntag. Eine Übersicht der beliebtesten Ausreden für den Rückgang der Bedeutung des „Kampftages der Arbeiterklasse“ finden Sie hier>>>
Artiger Applaus, das hält den Virus SARS-CoV-2, genannt Covid-19, im Zaume.
Zumindest auf dem Foto links werden die Abstände nicht eingehalten. Nicht zu übersehen Oberbürgermeister Bausewein (gebückt), bei dem Herrn mit dem gestutzten roten Hahnenkamm handelt es sich um den stellvertretenden Bezirksvorsitzenden des DGB Hessen-Thüringen, Sandro Witt, sozusagen der Statthalter des DGB in Thüringen.
Ob es sich bei dem Herrn mit dem Strohhut neben Sandro Witt um Bodo Ramelow handelte, konnte ich leider nicht feststellen, er war für alle vermummt. Wie steht es eigentlich um das Vermummungsverbot bei Demos? Superwahljahr, wie schon gesagt, da muss man doch mal Flagge zeigen, trotz Covid-19, ob das jeder so versteht? Lange gehörte es für mich zu einer Selbstverständlichkeit, am 1. Mai auf den Anger zu gehen, jetzt frage ich mich manchmal: „Was willst du da?“
Dennoch, Klimaschutz geht uns alle an, ob es hingegen angebracht ist, Angst zu verbreiten, darüber kann man durchaus streiten, wie hier zum Weltklimastreik bereits angemerkt>>>
Der 1. Mai spielt hier keine Rolle, jedenfalls nicht sichtbar, der Aufstieg der Grünen schon, obgleich den Klima-Aktivisten die Forderungen der Grünen zur Eindämmung des Klimawandels, wie man gelegentlich hört, nicht radikal genug sind. Wer 100 will muss 1.000 fordern, das gilt nicht erst seit gestern. Abstände ja, es waren eh nur fünf Hansel*innen da, alle trugen Masken, Covid-19 eben.
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Früher erkannte man sie an Glatze, Bomberjacke und Springerstiefel, hier erschienen sie in unauffälligen gelben T-Shirts und Jeans. Der nette Junge von nebenan, der der Ommaa den Mülleimer runter bringt, so möchte sie wohl gesehen werden, aber so sind sie nicht, sie tarnen sich nur.
Laut Presse eine Kundgebung des Vereins „Neue Stärke“, was da kund getan wurde, erfährt man nicht, außer dass Pyrotechnik abgebrannt wurde, was mir im Nachhinein die Bedeutung des Transporters erklärte.
Auf der anderen Seite die linke Gegendemo, überwiegend Jugendliche aus dem Antifa-Spektrum. Als die Rechten aufmarschierten, skandierte ein schwarz gekleidetes Grüppchen: „Ohne den Verfassungsschutz wärt ihr nur noch drei.“ Ich erntete einen bösen Blick, nachdem ich dem einen zuraunte: „Das gilt aber auch für euch!“
Nein, alles gut, Front gegen Rechts muss sein, auch wenn sie so harmlos tun, die netten Jungs von nebenan. Alles verlief weitestgehend friedlich, wie man es dann auch in den Abendnachrichten zu sehen und zu hören bekam. Das im Gegensatz zu einigen anderen Städten dieses Landes, aber Connewitz, Neukölln und die Hamburger Hafenstraße sind ja bereits bekannt.
Was mir auffiel, weit und breit keine Covid-19 Vordenker-Plakate, oder wie nennen die sich nochmal, ach ja, Querdenker.
Wahrscheinlich waren die Covid-19 Experten alle nach Weimar gereist, wo alle Demonstrationen verboten worden waren. Da konnte man sicher mal wieder so richtig 2aufschmoren“, von wegen Covid-19 Diktatur und Demokratieverbot. Und es kam zu einer Spontandemo dieser „Vordenker“ im Mix mit Kräften des rechten Spektrums, die Polizei musste einschreiten, wie die Presse berichtete.
Darunter eine Gruppe mit gelben T-Shirts, die man, wie ich selbst sehen konnte, schließlich in eine Bahn in Richtung Domplatz einsteigen ließ. Daher kommt vielleicht die Angabe des MDR am Abend, es habe sich auf dem Domplatz um etwa 170 Personen aus der rechten Szene gehandelt. Die in den T-Shirts waren bestimmt die Schlapphüte.
So war er also, weitgehend risikofrei, der 1. Mai in Erfurt in Zeiten der Covid-19 Pandemie.
Auf der Heimfahrt überlegte ich, ob es sich überhaupt lohnt, darüber zu schreiben, aber dann fiel mir ein, dass irgendwann, vielleicht in ferner Zukunft einmal das stattfindet, was wir früher zu Hause auf der Couch erlebten, nämlich das gemeinsame Durchblättern alter Bilderalben. „Schau mal, das war Vati an der Westfront 1941, oder hier in Nordafrika …“ Falls Covid-19 das noch zulassen wird oder der Klimawandel?
Vielleicht sitzen in hundert Jahren die Urenkel in ihrem virtuellen Wohnzimmer inmitten eines Hologramms und surfen durch die Cloud. „Schau mal, die Bilder und der Text, das hat der Ur-Opa im Jahre 2021 hoch geladen, muss das eine schlimme Zeit gewesen sein, da plagte man sich noch mit Seuchen herum. Heutzutage werden die Föten bereits im Mutterleib genetisch auf ihr Erdendasein vorpräpariert. Krankenhäuser, was war das nochmal …?“ Ja, vielleicht? Falls wir überhaupt noch eine Zukunft haben, mit oder ohne Covid-19 …
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