Auf dem Radfernweg Thüringer Städtekette
Von Stadtroda nach Gera durch malerische Landschaften – Zeitzgrund und Mühltal
Stadtroda nach Gera – Ein lohnenswerter Abschnitt des Radfernweges Thüringer Städtekette, der mich positiv überrascht hat …
Der Radfernweg
Thüringer Städtekette.
Malerische Landschaften auf allen Abschnitten, der Radfernweg mit einem winzigen Wermutstropfen auf diesem Abschnitt, von Stadtroda nach Gera aber dazu später.
Ich kannte die Gegend noch nicht, wenigstens nicht das Mühltal, den Zeitzgrund nur von einem kurzen Besuch her, der aber etwas anderem galt als die schöne Landschaft zu genießen. Um so größer die Überraschung. Der nächste Abschnitt auf dem Radfernweg Thüringer Städtekette von Stadtroda nach Gera, etwas kürzer als die anderen:
Radfernweg von Eisenach nach Erfurt am 04.08.2016 – Hier>>>
Radfernweg von Erfurt nach Stadtroda am 29.08.2018 – Hier>>>
Der Wermutstropfen
Ein Bekannter, der den Radfernweg auf diesem Abschnitt kennt, riet mir, mit dem Zug bis Hermsdorf zu fahren, das erste Stück ab Stadtroda sei in einem miserablen Zustand, ich hätte auf ihn hören sollen, doch ich wollte den Anschluss in Stadtroda, weil mein letzter Ausflug auf dem Radfernweg gerade hier endete, in Stadtroda. Man wird von der Landschaft verwöhnt, der Ausgleich, der sagenhafte Zeitzgrund, wie auf einem Schild an der Papiermühle zu lesen. Die Frage, was mit „sagenhaft“ gemeint ist, konnte mir niemand beantworten, ich fand es im Internet. [/] Sagenumwoben wäre wohl hier die bessere Umschreibung gewesen, aber gut.
Stadtroda
Das Ziel war im August 2018 gar nicht geplant, sondern Erfurt – Jena, da ich aber schon in der Mittagszeit in Jena ankam, hatte ich mich entschieden, bis Stadtroda weiterzufahren, durch das schöne Tal der Roda. Wir befinden uns noch im Saale-Holzland-Kreis auf einem Höhenzug, der das mittlere Saaletal nach Osten und Süden umschließt. Charakteristisch der freiliegende Buntsandstein, wie man ihn auch am Saaleradweg ab Jena erlebt. 6.570 Einwohner, lt. letzter Zählung. Eine Ansiedlung aus dem 9./ 10. Jahrhundert, Roda, da steckt das Wort „Roden“ darin, die Zeit der Rodungen, Bevölkerungsexplosion in einer Warmzeit, aus einem Marktflecken wurde eine Kleinstadt.
Durch den Zeitzgrund nach Hermsdorf
Die Landschaft verwöhnt und macht den Sturzacker, wie man den Radfernweg auf diesem Abschnitt bezeichnen könnte, teilweise vergessen. Man kann ja hin und wieder auch mal schieben. Der Radfernweg steigt wellenförmig bis nach Hermsdorf an, von ca. 200 m über NN in Stadtroda bis auf knapp 340 m vor Hermsdorf. Der längste Anstieg etwa 2 km vor Hermsdorf bis auf den höchsten Punkt. Von da an geht es bis Gera über ebenes Gelände. Von der Papiermühle an verbessert sich der Zustand, teils abgefahrener Asphalt mit kleineren Lücken, besonders an Anstiegen, stets am Ufer des Zeitzbaches entlang, wo mehrere Mühlen mit Gastronomie zur Rast einladen.
- Karte erster Abschnitt
- Bahnhof Stadtroda
- Radweg ab Stadtroda
- Papiermühle im Zeitzgrund
- Radweg ab Papiermühle
- Janismühle im Zeitzgrund
- Der Zeitzbach
- Ziegenmühle im Zeitzgrund
- Bahnunterführung im Zeitzgrund
- Feuchtbiotope im Zeitzgrund
- A 4 bei Hermsdorf
- Hermsdorf nach Bad Klosterlausnitz
Der Zeitzgrund
Landschaftsschutz und Naherholungsgebiet, der wohl bekannteste Abschnitt gleich hinter Stadtroda, das Teufelstal mit der wohl allen Autofahrern bekannten Teufelstalbrücke. Von insgesamt sechs Mühlen entlang des Zeitzbaches sind derzeit noch vier in Betrieb, drei davon, die Papiermühle, die Janismühle und die Ziegenmühle werden gastronomisch genutzt. An die Janismühle ist ein Reiterhof angeschlossen und die Ziegenmühle verfügt über eine eigene Brauerei. Die Papiermühle, wie auf dem Foto zu erkennen, befindet sich noch in Rekonstruktion. Auf dem Weg nach Hermsdorf passiert man mehrere Feuchtbiotope, die als Ausgleich für den Autobahnneubau angelegt wurden.
Hermsdorf
Nach etwa 12 km erreicht man Hermsdorf und hier mit etwa 340 m den höchsten Punkt der Tour. Hermsdorf weithin bekannt vom nahe liegenden Autobahnkreuz der A 4 und A 9, benannt nach der Stadt, die etwas mehr als 8.000 Einwohner zählt. Hier war ich etwas verwirrt von der Trassenführung, im Ort zeigt ein Wegweiser in Richtung Kreisverkehr mit Abfahrt zur Autobahn. Die einzige Möglichkeit hier nach Bad Klosterlausnitz weiter zu kommen, besteht darin, bei der Shell-Tankstelle nach rechts über die L 1073 zu fahren, was sich als richtig erwies, ein Schild sucht man allerdings vergeblich. Nach Passage eines Waldstücks, jetzt wieder erkennbar beschildert, erreicht man schließlich:
Bad Klosterlausnitz
Bekannter und beliebter Kurort, benannt nach einem Frauenkloster namens Lausnitz. Über der Stadt thront die romanische Klosterkirche, die nach einem Verfall in den Jahren 1863–1866 wieder aufgebaut wurde. Im Ort befinden sich zwei Reha-Kliniken. Angeboten werden in Bad Klosterlausnitz Moorbäder und Heilwasser aus einem Trinkbrunnen im Kurmittelhaus. Hinter Bad Klosterlausnitz, konkret ab Weißenborn, beginnt nach meinem Eindruck der schönste Abschnitt dieses Teils des Radfernweges, das Mühltal. Von Bad Klosterlausnitz nach Weißenborn verläuft der Radfernweg über die Ortsverbindungsstraße.
Das Mühltal
Mühltäler gibt es einige in Deutschland (und wohl sicher auch im Rest der Welt, wenigstens dort, wo die Wasserkraft als Antrieb für diverse Prozesse genutzt wird), was sich allein daraus ergibt, dass durch Täler in aller Regel Flüsse oder Bäche ihren Lauf nehmen, die, wenn sie einen größeren Höhenunterschied überwinden, auch noch über ein hohes Maß an Energie verfügen. Ein bekanntes, ganz in der Nähe, ist das Mühltal bei Jena. Der Bach, der die Mühlen antrieb, ist die Rauda. Er entspringt bei Hermsdorf und mündet bei Crossen in die Weiße Elster. Der Radfernweg ist hier in einem hervorragenden Zustand und somit wird die Fahrt zu einem wirklichen Erlebnis.
- Karte Mühltal
- Kirche Bad Klosterlausnitz
- Weißenborn
- Mühltal Meuschkensmühle
- Mühltal Die Rauda
- Mühltal Naupoldsmühle
- Mühltal der Radweg
- Mühltal Abhänge
- Mühltal Amtsschreibersmühle
- Radweg nach Rauda
- Ort Rauda
- Hartmannsdorf
- Hartmannsdorf Kreisel
Im Mühltal von Weißenborn bis Hartmannsdorf
Ein Kerbtal, zu beiden Seiten teils steile Hänge. Auf dem gut ausgebauten Radweg muss man nicht ständig darauf achten, dass man nicht stürzt, somit kann der Blick öfter in die Landschaft schweifen. Beim Betrachten der steilen Hänge ging mir das Unwetter im Ahrtal vor einem Jahr durch den Kopf. Wenn sich über einem derart engen Tal ein solches Tief festsetzt, dann herrscht Land unter und Gnade denen, die sich nicht rechtzeitig retten. Kerbtäler entstehen durch Tiefenerosion bedingt durch Wasser und Wind, das weltweit größte und bekannteste, der Grand Canyon im US-Bundesstaat Arizona.
Mühlen im Eisenberger Mühltal
Als erste nach Weißenborn begrüßt uns die Meuschkensmühle. Meuschken, das klingt im Dialekt wie Mäuschen. Hier war kein Geringerer als Milo Barus, der stärkste Mann der Welt, ab 1956 der Wirt. Milos Waldhaus mit Erlebnisküche ein paar Meter weiter erinnert daran. Früher das Wohnhaus von der Schwerathleten. Ein Stück weiter die Naupoldsmühle mit gastronomischem Angebot, die Froschmühle als Jugendherberge, die Walkmühle und schließlich die Amtsschreibersmühle als Hotel. Nach der Robertsmühle verlässt der Radfernweg den Wald und auch das Tal, die Landschaft öffnet sich und wir erreichen den Ort Rauda und kurz darauf Hartmannsdorf und den Landkreis Greiz.
Bad Köstritz
Das nächste bekannte Ziel, vorher passiert man noch die Gemeinde Caaschwitz auf weiterhin asphaltiertem Radfernweg, der nach Caaschwitz entlang der Aue der Weißen Elster verläuft, bevor er sich kurz vor Bad Köstritz dem Fluss nähert und parallel dazu verläuft. Bad Köstritz, bei Biertrinkern für sein Schwarzbier bekannt, das bereits vor der Wende über eine, für die DDR ungewöhnlich gute Qualität verfügte. Ich hielt mich zufällig in Mainz auf, kurz nachdem die Bitburger Brauerei die Köstritzer übernommen hatte. Das wurde in einer Mainzer Bitburg-Kneipe gefeiert und man sagte, das Köstritzer Schwarzbier sei das erste Ost-Bier, das in einer West-Kneipe ausgeschenkt würde.
- Karte 03
- Caaschwitz Kirche
- Caaschwitz nach Bad Köstritz
- Weiße Elster vor Bad Köstritz
- Alte und neue Elsterbrücke Bad Köstritz
- Bad Köstritz Brauerei
- Bad Köstritz
- Bad Köstritz Eisteiche/ Amalien-Stein
- Radweg nach Gera
Slawisches Siedlungsgebiet
Man bemerkt es an den Ortsnahmen, die auf -zig, -itz oder -ow enden. Nach dem Abzug großer Teile der germanischen Stämme waren Slawen in Mitteleuropa eingesickert und bis an Elbe und Saale vorgedrungen. Köstritz geht auf eine slawische Siedlungsgründung zurück wie die meisten anderen Orte in der Gegend. Während der Zeit der ersten Erwähnung im 13. Jahrhundert war das Gebiet allerdings seit Langem von den Franken erobert und gehörte inzwischen zum Heiligen Römischen Reich, beherrscht zuerst von den Markgrafen von Meißen, später von den Reussen. Die oben im Bild gezeigten Eisteiche gehören zu einem englischen Landschaftsgarten, der um 1804 angelegt wurde.
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Ziel Gera
Nicht mehr weit bis Gera, wir bleiben auf dem Radfernweg am Ufer der Weißen Elster bis nach Gera. Sie führt erstaunlich viel Wasser, vielleicht hat es im tschechischen Quellgebiet bei Asch oder dort, wo die Zuflüsse herkommen, etwas mehr geregnet. Das Gebirge, wo sie entspringt, ist nach ihr benannt, das Elster-Gebirge. Nicht so weit entfernt vom Quellgebiet der Saale. Vor der Wende aus Leipzig und Halle, wo sie in die Saale mündet, als stinkende Kloake bekannt, das Wasser schwarz mit ständig weißem Schaum darauf. Unsere Flüsse haben sich erstaunlich schnell erholt. Nach der Wende war ich noch als Angler aktiv und konnte das hautnah miterleben.
- Radweg auf dem Deich
- Elsterbrücke der A 4
- Weiße Elster vor Gera
- Gera Fußgängerbrücke
- Gera Orangerie
- Gera Schlosspark
- Gera Theater
Gera – was fällt mir zu Gera ein?
Das dachte ich auf der Fahrt zum Ziel auf diesem Abschnitt des Radfernwegs des Öfteren. Wenn ich die Namen anderer Städte höre, fällt mir sofort etwas ein, aber zu Gera? Ein Date mit einer Tramperin, die ich auf einem Autobahnrastplatz bei Dresden aufgeladen hatte, dazu schreibe ich hier aber nichts, vielleicht einmal ein Anekdötchen in meinem anderen Blog. Am Ende Otto Dix, o. K. Gera war Bezirksstadt, bis zur Wiedergründung des Landes Thüringen, jetzt kreisfreie Hochschulstadt. Mit 92.000 Einwohnern die drittgrößte Stadt nach Erfurt und Jena in Thüringen. Einst Landeshauptstadt des Fürstentum Reuß – jüngere Linie.
Die Gera und Gera
Dennoch hatte Gera, obgleich ich, bis auf das oben erwähnte Date, nie wieder da war (auch vor der Wende nicht), ein Leben lang rein vom Namen her eine dauernde Bedeutung für mich, trägt die Stadt doch den Namen des Flusses, an dessen Ufern ich geboren wurde und aufgewachsen bin, den Gera-Radweg nicht zu vergessen. Der Wortstamm soll aus dem Althochdeutschen stammen, abgeleitet von Ger = Speer oder das altgermanische ger-aha = gurgelndes Wasser, vielleicht liegt darin auch das Verbindende zwischen dem Städtenamen und dem Fluss Gera, aber wer weiß das schon so ganz genau?
Fazit
Ein lohnenswerter Abschnitt des Radfernweges Thüringer Städtekette, der mich positiv überrascht hat (trotz des kleinen Wermutstropfens). Wirklich malerische Landschaften und eine Gegend, in der man sich gern ein paar Tage aufhalten würde. Hotels und andere Übernachtungsmöglichkeiten sind in diversen ehemaligen Mühlen hinreichend vorhanden. Jetzt steht noch die letzte Etappe Gera – Altenburg an, die ich in diesem Monat gern noch in Angriff nehmen möchte, auch ohne 9-Euro-Ticket. Wenn man nicht jeden Tag mit Bus oder Bahn fahren muss, ist auch das Thüringen Ticket noch erschwinglich, in diesem Sinne …
Radfernweg von Eisenach nach Erfurt am 04.08.2016 – Hier>>>
Radfernweg von Erfurt nach Stadtroda am 29.08.2018 – Hier>>>
Vielleicht noch ein Film für den Abend zu Zweit?
White Lilly – Ein Film des japanischen Königs des Horrorgenres, Hideo Nakata.
Aus dem Klappentext: Die renommierte Bildhauerin Tokiko, sie betreibt nebenher auch eine Töpferei, lebt zusammen mit ihrer besten Schülerin Haruka. Die beiden Frauen verbindet nicht nur eine berufliche, sondern auch eine sexuelle Beziehung. Haruka empfindet leidenschaftliche Zuneigung, Liebe und Verehrung für ihre Mentorin. Doch seit einiger Zeit macht sie sich Sorgen, weil Tokiko zum Alkoholismus neigt und sich auf zweifelhafte
One-Night-Stands
… mit fremden Männern einlässt. Die angespannte Situation spitzt sich zu, als Tokiko den jungen Satoru als zusätzlichen Schüler aufnimmt. Völlig ungeniert beginnt sie eine Affäre mit ihm. Haruka ist schockiert, muss aber eingestehen, dass sie sich selbst ebenfalls zu Satoru hingezogen fühlt. In dieser brisanten Beziehung führen Eifersucht und sexuelle Begierden zu einer verhängnisvollen Eskalation. Mehr zum Film mit Trailer>>>
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Oder ein Buch?
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