Droht uns der Orwellsche Überwachungsstaat?
Corona-Pandemie und Verschwörungstheorien
Corona-Pandemie – Nein, er droht nicht, so viel vorangestellt, wenn es auch Verschwörungstheoretiker aller couleur glaubhaft zu machen versuchen …
Corona – Blick ins Bücherregal
Der Blick in mein Bücherregal – mit diesem Satz ist die Startseite dieses Blogs betitelt. Und wie so oft wenn etwas passiert in der Welt, fällt eben dieser Blick auf irgendein Buch, das einen Bezug dazu herstellt oder Parallelen liefert. Vor einiger Zeit, als polnische Nationalisten die Oberhand im Staat erlangten, war das eine Roman-Trilogie von St. Reymond zu den drei Polnischen Teilungen (zum Beitrag>>>).
George Orwell „1984“
In diesen Tagen, unter dem Eindruck der Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie George Orwells düstere Vision des perfekten Überwachungsstaates in seinem Roman „1984“, erschienen im Jahre 1949.
Unter der Last der Corona-Pandemie – Der 1. Mai 2020
Dem 1. Mai vergangener Jahre sind in diesem Blog eine Reihe von Berichten gewidmet. In diesem Jahr fand er, jedenfalls was seinen offiziellen Charakter betrifft, dem Tag der Muskelschau der Gewerkschaften und linker Parteien (oder solcher, die wieder auf dem Weg nach links sind), in diesem Jahr fand er im Internet statt, Begründung: Corona-Pandemie. Da kann man leider nicht hinfahren und Fotos machen, und die Reden sind ohnehin stets dieselben, mit Ausnahme der Jahreszahlen.
„Aufläufe“ statt genehmigter Demos
Stattdessen fanden an verschiedenen Orten des Landes Aufläufe statt, die allesamt gemäß geltendem und durchaus liberalem Demonstrationsrecht als illegal einzustufen sind. Nicht allein weil nicht angemeldet (hier könnte man wenigstens von Spontan-Demo ausgehen), sondern weil nach momentan geltenden Regeln größere Ansammlungen verboten sind. Und schon aus dem Grund stellt das Eingreifen der Ordnungsmacht keinen Verstoß gegen Grundrechte dar, wie man hie und da glaubhaft zu machen versucht.
Leugner der Corona-Pandemie
Schaut man sich die Zusammenrottungen der selbsternannten Gegner des „Shut-downs“ an, so könnte man zunächst an Graham Greenes „Die Stunde der Komödianten“ denken, wenn es denn komisch wäre. Obgleich die bisweilen armselig anmutenden Gestalten, die an solchen Tagen wie dem 1. Mai Straßen und Plätze bevölkern, einer gewissen Komik, was ihren Antrieb betrifft, nicht entbehren. Die Leugnung einer Corona-Pandemie, die, wenn man genau hinschaut, aus Fenstern und Türen der ganzen Welt tritt.
Wissen sie nicht, was sie tun?
Doch auch der Hintergrund Greenes „Stunde der Komödianten“ ist alles andere als komisch, geht es doch auch in dem Buch um eine gnadenlose und Menschen verachtende Diktatur wie in Orwells „1984“. Besser wäre der Film „… denn sie wissen nicht, was sie tun“, abgeleitet aus dem ersten Satz Jesu am Kreuz, doch sie wissen genau was sie tun, jedenfalls die Organisatoren. Ob das bei allen die mitlaufen der Fall ist, mag dahin gestellt bleiben.
Linke, Rechte und sonstige irre geleiteten
Aber Dummheit schützt bekanntlich vor Strafe nicht, wie Millionen Deutsche in den Trümmern des 2. Weltkrieges am Ende lernen mussten. Da staunt man doch nicht schlecht, wenn Radikale von links, rechts und von sonst irgendwo draußen gemeinsam aufmarschieren, Hygiene-Demo genannt, wie die Ratten, die aus ihren Löchern kriechen, dort wo sie sich in „normalen“ Zeiten verstecken.
Wenn Linke von Demokratie reden …?
Da zeigt sich, dass sie gar nicht so weit auseinander liegen, wie schon seinerzeit während des Eisenbahnerstreiks im Jahre 1932. Schlecht könnte einem werden, hört man Linke vom Schutz der Demokratie schwadronieren. Dieselben, die noch immer Vorbildern wie Lenin huldigen, der mit seinen Schriften (von denen man nicht einmal genau weiß, ob er sie selber verfasst hat) die Grundlage für den modernen und kommunistischen Staatsterror schuf, der den politischen Mord legitimiert. Und wütend blickt man auf die anderen …
Wenn Linke von Demokratie reden …?
Die Anderen, die an anderer Stelle die Hand zum Hitlergruß erheben und einem der größten Massenmörder der Geschichte, dem Totengräber der ersten deutschen Demokratie die Ehre erweisen. Von den anderen, von denen die die Bundesrepublik als Deutschland GmbH ansehen oder jenen, für die der Virus Außerirdische verkörpert oder gar die Gottgläubigen, die das Jüngst Gericht nahen sehen oder von denen, die in der Corona-Pandemie den Anschlag der Superreichen sehen, die Welt unter Kontrolle zu bringen, von all denen mag man erst gar nicht reden.
Lockerungs-Orgien
Nun muss man nicht gleich wieder den Teufel an die Wand malen, von wegen drohender Machtübernahme durch die einen oder die anderen. Die Mehrheit dieser Gesellschaft spricht sich, wie jüngste Umfragen zeigen, für eine weitere Aufrechterhaltung der Schutzmaßnahmen aus, die Mehrheit steht hinter der Demokratie. Da wundert es ebenso, dass zunehmend von Lockerungen die Rede ist, entgegen dem Rat namhafter Wissenschaftler. „Lockerungs-Orgien“, wie es die Kanzlerin selbst unlängst bezeichnete.
Lockerungen – Vor wem knickt die Politik ein?
Dass die Regierung(en) des Bundes und der Länder vor einer Handvoll Demonstranten einknicken, mag weit hergeholt erscheinen, doch gib es offenbar auch andere, höhere Interessen. Eingeläutet von einem senilen Greis, der (leider noch immer) eines der höchsten Verfassungs-Ämter in diesem Staat begleitet. Was, Herr Schäuble, hat einen höheren Anspruch auf Schutz als das Leben und die Gesundheit der Menschen, deren Los auch in Ihren Händen liegt? Die Wirtschaft? Hier sei die Frage erlaubt, wer wem zu dienen hat.
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Wem hat die Wirtschaft zu dienen?
Und selbst wenn die Wirtschaft ein Stück weiter den Bach hinunter ginge, blieben die Anlagen, bliebe das Know-How und der unbeugsame Wille der Menschen, ihre Zukunft selbst in die Hände zu nehmen, bestehen. Vielleicht würden ein paar Superreiche um ein paar Dollar ärmer, doch wem würde das schaden, außer denen selbst?
Der Blick nach China
In diesem Sinne sind wir hoffentlich noch weit entfernt von „1984“. Doch gibt es Gegenden in dieser Welt, wo es bereits anders aussieht. Oder wer schielt da heimlich nach China? Da rühmt man sich eines Systems, dem es gelungen sei, die Corona-Pandemie in kürzester Zeit zu beenden, wer es glauben mag …?
George Orwell – „1984“
Aus dem Klappentext
Ozeanien, eine von drei Supermächten, die die Welt untereinander aufgeteilt haben, stützt sein System auf eine Ideologie, die auf der Veränderlichkeit der Vergangenheit beruht. Im Ministerium für Wahrheit, das für die Verfälschung der Geschichte nach Parteilinie zuständig ist, arbeitet der 39jährige Winston Smith. Eine Liebesaffäre mit Julia, Technikerin in einer Romanschreibmaschine und Aktivistin der Anti-Sex-Liga, wird für Winston zu einem Akt des Widerstands gegen das System.
1984 – Metapher für totalitäre Verhältnisse
Der Glaube, in ihrer Liebe innere Freiheit zu erlangen und durch die Lektüre des „geheimen Buches“ das Wesen ihrer Gesellschaft verstanden zu haben, erweist sich als Trugschluss. Denn irgendwann gewinnt der „Große Bruder“ auch Macht über Winston.
Orwells Roman über die Zerstörung des Menschen durch eine perfekte Staatsmaschinerie ist längst zu einer scheinbar nicht mehr erklärungsbedürftigen Metapher für totalitäre Verhältnisse geworden.
Leseprobe
Es war kurz vor elf Uhr, und in der Dokumentations-Abteilung, wo Winston arbeitete, zerrten sie die Stühle aus den Arbeitsnischen und gruppierten sie in der Saalmitte dem großen Teleschirm gegenüber. Man traf diese Vorbereitungen für den Zwei-Minuten-Hass. Winston nahm gerade in einer der mittleren Reihen Platz, da betraten zwei Personen, die er zwar vom Sehen her kannte, mit denen er aber noch nie ein Wort gewechselt hatte, unerwartet den Raum. Eine davon war ein Mädchen, dem er oft in den Korridoren begegnete.
Der Zwei-Minuten-Hass
[…] Das Scheußliche an dem Zwei-Minuten-Hass war nicht, dass man verpflichtet war mitzumachen, sondern im Gegenteil, dass man sich ihm nicht entziehen konnte. Nach dreißig Sekunden brauchte man sich einfach nicht mehr zu verstellen. Ein grässlicher, aus Angst und Rachsucht gemischter Taumel, das Verlangen, zu töten, Gesichter mit einem Vorschlaghammer einzuschlagen, schien wie ein elektrischer Strom durch die ganze Menschengruppe zu fließen und verwandelte einen wider Willen in einen grimassierend-tobenden Irrsinnigen … Mehr lesen>>>
Stunde der Komödianten
Ach ja, und um noch einmal auf das eingangs erwähnte Buch zurück zu kommen, das steht selbstverständlich auch in meinem Bücherregal, wie andere von Greene. Solche die bereits vor der Wende in der DDR verlegt wurden, wie andere, die nach der Wende hinzu kamen (wie zum Beispiel „Die Kraft und die Herrlichkeit“ – Zum Beitrag>>>)
Die Stunde der Komödianten – Haiti unter Papa Docs Regime, Menschen verschiedenster Herkunft hilflos der Gewalt der Tontons Macoutes, des Geheimdienstes, ausgesetzt, erzählt vor dem Hintergrund der Liebe zwischen einem Hotelier und einer Diplomatengattin.
Nicht unerwähnt – Harry Türk
Die Stunde der Komödianten – Erfolgreich verfilmt mit den Großen des amerikanischen Kinos, Richard Burdon und Elizabeth Taylor.
Gleich daneben Harry Türk, unter Literaturkennern seinerzeit der Graham Greene des Ostens genannt. „Die Stunde der toten Augen“, erschienen im Jahre 1957, also keine Anleihe bei Graham Greene, dessen Stunde der Komödianten erschien erst gut zehn Jahre später im Jahre 1966.
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